Fiestas de La Orotava

La Orotava, 1927 Nach der Tour in das Anaga-Gebirge machte ich in Orotava eins der hauptsächlichsten Volksfeste der Canaren mit, das des San Isidro. Zur kirchlichen Feier dieses Schutzpatrons des Ackerbaues gesellt sich die Verlosung eines Paares junger Stiere unter zwölf auserwählte Landleute. Auf dem grossen Marktplatz im Osttheile der Stadt wird auf einem Gestell ein kleines, von einem Gatter umgebenes Häuschen statt der anderwärts üblichen Verlosungsurne aufgestellt. Von dem Häuschen hängen zwölf Bänder herab für die 12 Auserwählten. Wer von diesen das rechte trifft, zieht aus dem Häuschen ein von San Isidro und seiner Frau gelenktes Ochsengespann hervor (wahrscheinlich wie das Häuschen aus irgend einer Deutschen Spielwaarenfabrik). Der Glückliche, dem der Heilige das werthvolle Geschenk macht, stürzt nun zu den leibhaftigen Stieren, die ihrer Verlosung ruhig angewohnt haben, und gar oft äussert sich die Freude in zärtlicher Umarmung der Rinder durch ihren neuen Herrn. Buden mit Esswaaren und mit allerlei wunderbarem sehenswerthen Inhalt, Ehrenpforten und Schmuck der Häuser, Abends Feuerwerk, Jubel, Musik und Tanz finden wir bei den Canarischen Festen wie in der Heimath.

Karl von Fritsch, Reisebilder der Canarischen Inseln (1867)