Tejeda und Artenara
In dieser Thalschaft hat sich eine eigene Tracht erhalten, die Männer tragen lange, weisse, sackartige Kittel, die um die Lenden mit einem rothen Gürtel zusammengehalten sind, in welchem das dolchartige Messer steckt. Der Februar war aber noch eine zu frühe Jahreszeit zur Untersuchung der Hochgebirgspartien bei Tejeda; ich war bei strömendem Regen in den Ort eingerückt und als ich am anderen Morgen das Schlafgemach verliess, dessen Auffindung uns hoch erfreut hatte, obwohl wir den Raum mit dem Hausbesitzer, seiner Frau und dem Kinde, so wie mit Hunden, Hühnern und Flöhen hatten theilen müssen, dauerte der Regen noch fort, das Gebirge aber war beschneit.
[...] Nur die stark baufällige Kirche ist in Artenara ein gemauertes Gebäude, die Einwohner leben in Höhlen, welche am Steilhange der Wand des Tejeda-Thales –vielleicht um alles ebenere Land für den Feldbau zu bewahren - in den weichen, braunen vulkanischen Tuff eingehauen sind. [...] Stühle und Tische sind nicht überall zu finden, meist dienen Truhen und Laden auch zum Sitzen. Die Mahlzeiten nehmen die Canarischen Dorfbewohner durchweg auf dem Boden liegend oder kauernd ein, auch die gemeinsame hölzerne Gofio-Schüssel und der Topf mit dem Puchero stehen auf der Erde.
Karl von Fritsch, Reisebilder der Canarischen Inseln (1867)